RAWA – Statement zum Internationalen Frauentag


Solange die Fundamentalisten an der Macht sind, gibt es kein Ende der Unterdrückung und der Verbrechen gegen die Frauen von Afghanistan



The world came into motion in the name of "liberating Afghan woman" and our country was invaded, but the sorrows and deprivations of Afghan women has not just failed to reduce, but actually increased the level of oppression and brutality day by day on this most ruined population of our society.

Violence against women is widespread all over Afghanistan
Frauenrechte sind Menschenrechte

Die Welt hatte sich auf die Fahnen geschrieben „die afghanischen Frauen zu befreien“ und ist in unser Land eingefallen, aber die Sorgen und Entbehrungen der afghanischen Frauen sind nicht weniger geworden, im Gegenteil. Tatsächlich verschlimmert sich die Unterdrückung dieser benachteiligsten Gruppe unserer Bevölkerung Tag für Tag und die Brutalität gegen sie steigt stetig.

Die korrupte und mafiose Regierung von Herrn Karzai und der internationale Kreis ihrer Befürworter spielen schamlos mit dem unerträglichen Leid der afghanischen Frauen und missbrauchen es als Propagandamittel um die Menschen auf der ganzen Welt irrezuführen. Mit dem Segen der Warlords setzten sie einige Frauen in ausgesuchten Positionen in der Regierung ein und proklamieren dies als Symbol der Befreiung der Frauen im Land. Doch allein die Tatsache, dass Frauen hohe Ämter bekleiden, bedeutet überhaupt nichts, solange sie nicht die Probleme und das Leid unseres Volkes an den Wurzeln packen wie die Abgeordnete Malalai Joya, und solange sie nicht kompromisslos gegen die erklärten Feinde der Frauenrechte und Demokratie aufstehen, und solange sie die Emanzipation der Frauen nicht als wesentlichen Teil der Befreiung unseres ganzen Landes aus den schmutzigen Fesseln der Fundamentalisten und ihrer ausländischen Hintermänner begreifen.

Sowohl die Regierung als auch die westlichen Medien feiern die Präsenz von 68 weiblichen Abgeordneten als beeindruckenden Erfolg für Afghanistan und als Zeichen für Demokratie und Frauenrechte. Doch diese Frauen sind fast ausnahmslos selbst die schlimmsten und erbittertsten Feindinnen von Frauenrechten und Demokratie und sind in Wirklichkeit nicht mehr als willige kleine Marionetten in den Händen der Kriegsherren. In diesem abscheulich reaktionären Parlament hat keine der Frauen – mit Ausnahme der bewundernswerten Stimme von Joya, die regelmäßig im Parlament durch Mikrofonentzug zum schweigen gebracht wird – gegen die Geier der Khalqi, Parchami, Jehadi oder der Taliban ihre Stimme erhoben. Einige dieser weiblichen Abgeordneten, unter ihnen Safora Niazi, Noorzia Atmar, Parveen Durani, Shakeela Hashmi, Malalai Isaqzai, überschritten jegliche Schamgrenze, als sie zusammen mit den Blutsaugern wie Sayyaf, Rabbani, Alam Seya, Farooqi und anderen Malalai Joya im Parlament tätlich angriffen, sogar noch aggressiver als die Männer.

Die Realität sieht anders aus als man es uns glauben machen will. Die herzzerreißenden Schicksale voller Schmerz und Tränen, all die Saimas, Rahimas, Gul Shabs, Sanoobers, Gul Bibis, Aminas und hunderte weitere grauenhafte Geschichten von Selbstmorden und Selbstverbrennungen überall im Land, begangen aus Verzweiflung und durch die ungerechte Situation ist ein Schandmal im Gesicht der Regierung und all derer, die aus eigenen politischen Interessen versuchen, die Situation der Frauen und ihrer Rechte in Afghanistan im schönsten Licht darzustellen. In einem Land, das von Drogenbaronen und Meistern der Zerstörung, Korruption und des Verbrechens und einer Handvoll verräterischer Intellektueller beherrscht wird, besteht nicht viel Anlass zur Hoffnung, dass sich die schreckliche Situation der Frauen drastisch verbessert.

Der eigentliche Grund für die katastrophalen Zustände in unserem Land ist die Tatsache, dass Verräter wie Rabbani, Sayyaf, Qanoni, Muhaqiq, Dostum, Khalili, Ismail, Fahim und andere wie sie, trotz ihrer dunklen Vergangenheit der Tyrannei und Barbarei, heute an der Macht sind. Diese Männer haben ihre Befürworter vor Ort und im Ausland um den Finger gewickelt und eine Anzahl ehrloser Intellektueller unter ihren Einfluss gebracht. Vor kurzem haben diese religiösen Faschisten das Gesetz zur Nationalen Versöhnung im Parlament und im Senat verabschiedet, um sich so der Justiz zu entziehen und vor Gericht Immunität zu erlangen. So können sie nicht mehr belangt werden für die Ermordung hunderttausender wehrloser Menschen unseres Landes.

Und wieder einmal haben diese Verräter an unserem Vaterland - in diesem Fall mit der Organisation eines Aufmarsches in Kabul - versucht ihre Macht zu beweisen, die trauernden Menschen unseres Landes einzuschüchtern und zur „Versöhnung“ zu zwingen. Aber wenn sie glauben, dass sie für ihre Taten niemals zur Rechenschaft gezogen werden, müssen sie uns für blind halten. Falls sie mit ihrem Aufmarsch Karzai ihre Macht demonstrieren wollten, müssen sie wissen, dass Karzai die schändliche Tradition der Kollaboration weitergeführt hat und sich mit den Mördern seines Vaters, und hunderttausender weiterer afghanischer Väter, Mütter, Schwestern und Brüder verschworen hat.

Fahim und seine Partner warnten unmissverständlich, dass mit ernsten Reaktionen der Jehadi-Führer zu rechnen sein, falls diese erneut wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden sollten. Wäre Karzai nicht in deren Schuld und Verbrechen verwickelt, hätte er nach solch infamer Drohungen dem kriminellen Fahim den Titel als höchster militärischer Befehlshaber entzogen. Damit hätte Karzai zumindest einen Teil seiner Schuld wieder gutgemacht, und wir hätten nun keine unzumutbaren Verräter als Minister. Mit solch billigen Drohgebärden zeigen diese Schwerverbrecher und Diebe ihr wahres Gesicht als ungezügelte Blutsauger und Kriegstreiber, die auch heute noch die Messer wetzen und die Mittel haben, um erneut endlose Verbrechen gegen unser Volk zu begehen – sie wären dazu in der Lage, die Jahre des Verrats zwischen 1992 und 1996 wieder aufleben zu lassen.

Es macht keinen großen Unterschied, ob Herr Karzai diesem betrügerischen Immunitäts-Gesetz seinen Segen gibt oder nicht. Sein unpatriotischer Umgang mit den so hasserfüllten Feinden unseres Volkes und deren Einsetzung in der Legislative, Exekutive und Judikative offenbart, dass er mit den Mördern der Jehadi, Parchami, Khalqi und Taliban gemeinsame Sache macht. Aber sie sollten sich bewusst sein, dass eines Tages unser Volk diesen Verbrechern die Hände bindet und sie ohne Ausnahme vor den Richter führt. Und dieser Kelch geht dann auch an Herrn Karzai nicht vorüber, der als Mitschuldiger dem Richter Frage und Antwort stehen muss.

Die Revolutionäre Frauenorganisation Afghanistans (RAWA), vorangetrieben durch das Blut der Märtyrerin, die RAWA gegründet hat, und dem Schmerz und Elend dieser Nation, gelobt hiermit vor den unterdrückten, aber freiheitsliebenden Frauen und Männern, ohne Kompromisse ihren Kampf gegen Mörder, Fundamentalisten und deren intellektuelle Lakaien und ausländische Hintermänner fortzuführen, ohne Zugeständnisse und ohne Diplomatie.

Und im Namen unserer Mehrheit, die im Moment zum schweigen verurteilt ist, werden wir nicht müde, die Unterdrücker anzuklagen. Mit unserem Volk und den gerechtigkeitsliebenden Menschen in der Welt auf unserer Seite werden wir ihnen den Prozess machen, wie wir es bei ihrem religiösen Bruder Zardad taten.

Die US-Regierung und ihre Verbündeten brachten die Mafiabanden der Jehadi an die Macht und haben damit einen unverzeihlichen Verrat an unserem Volk begangen. Nur zu deutlich hat unser Volk und die Welt begriffen, dass die US-Regierung und ihre Verbündeten nur ihre eigenen globalen und regionalen Interessen verfolgen und dass Stabilität, Freiheit und Demokratie in Afghanistan für sie nicht von Bedeutung ist.

Die Frauen und Männer von Afghanistan müssen sich bewusst machen, dass Freiheit und Demokratie weder mit B52-Bombern gebracht werden können, noch durch ein fremdes Land oder Spione aus dem Iran, Pakistan, den USA oder Russland. Diese Werte können wir nur erlangen, indem wir bewusst, beständig, dauerhaft und mit Mut und Kampfgeist für sie eintreten.

RAWA sendet an diesem Internationalen Frauentag herzliche Grüße an all unsere HelferInnen, Freundinnen und Freunde auf der ganzen Welt und bittet Sie alle, sowie alle Menschen, denen Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenrechte etwas bedeuten, um Hilfe bei der Strafverfolgung der Kriminellen, die in den letzten 30 Jahren Kriegsverbrechen begangen haben.

Nieder mit den Fundamentalisten, allen religiösen und nicht-religiösen Verbrechern und ihren ausländischen Beschützern!
Lang lebe der Kampf der Frauen und Männer von Afghanistan um Unabhängigkeit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit!

Revolutionäre Frauenorganisation Afghanistans (RAWA)

8. März 2007, Kabul



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