Loya Jirga unter dem Schatten von Gewehren und Drohungen


Während die Loya Jirga (Grosse Versammlung) mit ihrer Arbeit beginnt, sieht die Mehrheit unseres verwundeten und verschreckten Volkes, das während der vergangenen zehn Jahre unzählige Schläge einstecken musste, enttäuscht zu.


Der UN-Botschafter in Afghanistan Lakhdar Brahini sagt: "Die Wahlen zur Loya Jirga sind durch Gewalt und Stimmenkauf kontaminiert.......es gab ungluecklicherweise Manipulationsversuche und Gewalt. Es wurde mit Schmiergeld gearbeitet und es wurden Drohungen ausgesprochen.

ABC News, 12. Juni 2002
Enttäuscht deshalb, weil die Loya Jirga mit der Drohung von Gewehren und Drohungen zusammengestellt wurde, und wegen der Korruption der Fundamentalisten. Enttäuscht auch wegen der Kandidaten, die während des Wahlprozesses getötet wurden; ausländischen Journalisten zufolge belaufen sich diese Todesopfer auf mindestens acht Menschenleben.

Gemäss der Kommission der Loya Jirga können diejenigen, die Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen begangen haben, keine Mitglieder werden. Die Berichte enthüllen jedoch, dass viele respektierte Kandidaten, die von der beschämenden Verbrüderung mit den Fundamentalisten frei waren, ins Abseits gedrängt wurden. Ausländischen Berichten zufolge sind solche Machtdemonstrationen besonders in Herat unter der Leitung von Ismail Khan zu beobachten, der gegen Hizb-i-Wahdat und Shoura-e-Nizar um die Gunst des iranischen Regimes buhlt. Die untenstehenden Worte über die Unverlässlichkeit und Lächerlichkeit der Loya Jirga sind nicht RAWA's Worte, sie stammen von anderen Quellen:

Sogar ein kurzer Blick auf das Dokument zur Prozedur, herausgegeben von der "Loya Jirga Kommission" zeigte, dass den Menschen im Norden (Usbeken) und im Westen (Tadschiken) eine wesentlich höhere Anzahl an Delegierten zugestanden wurde.


Der Minister fuer Frauenaneglegenheiten der Uebergangsregierung sagt: "Dies ist keine Demokratie, dies ist alles bereits abgekartet - die Maechtigen haben alle Entscheidungen schon getroffen."

BBC, 12. Juni 2002
Eine Kopie der Regierungs-Zensus von 1979 - 81 und eine Landkarte, beide von der UNDP erstellt, zeigen für die Provinz Badakhshan nur 12 Distrikte, und lediglich zwei Distrikte für die Provinz Punjshir. Jetzt ist Badakhshan mit 28 Distrikten und Punjshir mit vier Distrikten verzeichnet. Die Kommission der Loya Jirga hat die Bevölkerungszahlen übernommen, welche im Jahre 1996 geschätzt wurden, als die von Rabbani geleitete Regierung der Nordallianzen die Macht in Kabul hatte und sicherlich nicht in der Lage war, irgendeine verlässliche Untersuchung im Rest des Landes anzustellen, wo sie keine Macht hatten. Die Schätzungen von 1996 basierten sehr auf den Tadschiken.

Alle diese Berichte erlauben es unserem Volk nun zum erstenmal, sich dieses beschämenden und verräterischen Betruges bewusst zu werden.

Andere gut informierte Journalisten der Zeitung The News (1. April 2002) berichten, dass jede der Universitäten in Khost, Albironi, Parvan, Bamiyan sowie die Abdullah Bin Massood Universität gefordert haben, jeweils einen eigenen Repräsentanten in die Loya Jirga zu entsenden.

Die Zusammensetzung der Loya Jirga Kommission ist in sich ungerecht und fragwürdig. Wie ist es möglich, dass Musa Tawana, ein Führer der Jamiat-i-Islami , der enge Verbindungen zu Rabbani hat , irgendetwas anderes im Schilde führen könnte, als noch mehr Mitglieder seiner Verräterbande in die Loya Jirga zu bekommen? Er und seinesgleichen hätten nur dann Mitglieder der Loya Jirga werden können, wenn sie die volle Wahrheit über die Verbrechen und verräterischen Aktivitäten der geistesgestörten fundamentalistischen Gangs ohne Zögern enthüllt hätten und sofort jegliche Verbindung mit ihnen abgebrochen hätten.

In der Zwischenzeit sagt der sogenannte Oberste Richter Mulavi Fazal Hadi Shinwari, der eine madrase in Dara Adam Khil führt, über Gulbuddin:


Uns wurde gesagt, dass in der Loya Jirga keine solchen Mitglieder sein wuerden, an deren Haenden Blut klebt, ber wir sehen diese Leute ueberall. Ich weiss nicht, ob das eine Loya Jirga ist oder ein Rat der Kommandeure" , sagt Safar Mohammed, wofuer er den Applaus anderer Delegierter bekam.

The Guardian, 13. juni 2002
"Der Ingenieur Gulbuddin Hekmatyar und seine Anhänger haben im Heiligen Krieg Afghanistans eine herausragende Rolle gespielt und verdienen daher, für die zu bildende Regierung in Betracht gezogen zu werden. Weder Gulbuddin, noch sonst jemand haben Verbrechen begangen und daher gibt es keinen Grund, ihnen irgendwelche Beschränkungen aufzuerlegen".

Demzufolge, nach den Aussagen des Herrn obersten Richters (wir entschuldigen uns für die Missachtung anderer oberster Richter auf der Welt), sind die 50.0000 in Kabul getöteten Menschen, und das war lediglich in den Jahren 1992 -1996, von den Vögeln im Himmel getötet worden!

Wenn der Oberste Richter eines zerstörten Landes das Blutvergießen von Gulbuddin & Co so schamlos ignoriert, wenn die fundamentalistischen Banditen Gewehre und Geld benutzen, um ihre Macht dazu zu missbrauchen, das Volk auf brutale, skrupellose Weise zu unterdrücken, wenn der Botschafter der UN von bösartigen und voreingenommenen Beratern umgeben ist und es keine effektive UN-Friedenstruppe gibt, wie können wir erwarten, dass sich die Loya Jirga aus respektierten, demokratischen, anti-Jehadi und Anti-Taliban - Mitgliedern zusammensetzen wird?

Der Grad der Enttäuschung des Volkes über die Loya Jirga wird besser bewertet werden können, wenn die Resultate der Loya Jirga sichtbar werden, aber eines ist zweifelsfrei klar: die Loya Jirga ist vom Gift der Fundamentalisten verseucht, daher ist dieses keinesfalls die Loya Jirga, auf die unser Volk seine Hoffnungen gesetzt hatte.

Wie RAWA immer wieder betonte, wird keine Entwicklung, keine Institution und keine Entscheidung vom Fundamentalismus unvergiftet sein, wenn nicht der fundamentalistische Geist aus der Regierung und allen ihren Abteilungen entfernt wird.

Trotz all dieser bitteren Tatsachen sind einige Menschen der Meinung, dass es immer noch die Möglichkeit gibt, dass demokratische und anti-fundamentalistische Kräfte in der Loya Jirga zum Wirken kommen werden. Wir hoffen das sehr. Die Wichtigkeit dessen werden wir spüren, wenn diese demokratischen und anti-fundamentalistischen Mitglieder den wahren Charakter der Fundamentalisten aufdecken, mit denen sie im Rat zusammensitzen und deren ausschließliches Ziel es ist, ihre grauenvollen Verbrechen zu legalisieren.

Die Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans steht hinter all denjenigen Loya Jirga Mitgliedern, die ihre Loyalität zur Demokratie und zu den Wünschen des Volkes bestätigen, indem sie einen festen Standpunkt gegen die Banditen der Taliban und der Jihadi beziehen.


Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA)
9. Juni 2002





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